Frühjahrswanderung 2012
14 Heimat-, Wander- und vielleicht auch Bierfreunde hatten sich in den Morgenstunden an der Kultur- und Sporthalle in Klein Tirol eingefunden, um die Vorboten des Wonnemonates Mai mit einer blühenden Natur und sommerlichen Temperaturen auf der gemeinsamen Tour zu genießen.
Frische Luft und eine ursprüngliche Natur mit bewaldeten Talhängen säumten unsere Wanderung. Seltene Tiere und Pflanzen haben sich hier niedergelassen. Auch einige der Brunnen, welche die Einsiedler Brauerei mit Wasser versorgen, befinden sich hier. Wir passierten den Einsiedler Skihang mit seiner kleinen Sprungschanze und waren nach ca. 3,5 km am Ortsrand angekommen.
Sofort in den Blick fällt der imposante Gebäudekomplex des Einsiedler Brauhauses mit seinem Backsteinbau, dem Brauturm und dem Verwaltungsgebäude mit seiner herrlich verzierten Fassade.
Einsiedler Bier gehört zu den sächsischen Spezialitäten und ist das bekannteste Produkt des kleinen Ortes mit seinen etwa 3000 Einwohnern.
Herzlich wurden wir von einem Braumeister begrüßt, welcher uns nun etwa 1 ½ Stunden „auf den Geschmack des Bieres" brachte. Sowohl über die Geschichte des Brauhauses als auch über den eigentlichen Brauprozess bis hin zur aktuellen Situation des Traditionsunternehmens, wurde viel Interessantes vermittelt.
Die Führung begann im Sudhaus mit den drei großen Kesseln, in denen nach deutschem Reinheitsgebot Hopfen, Malz und Wasser angesetzt werden.
Unter dem Dach konnte die etwa 100 Jahre alte Schrotmaschine zur Zerkleinerung der Braugerste bestaunt werden und etwas schwindelig wurde es uns beim Blick von oben auf die ca. 15 Meter hohen, riesigen Gärkessel. Ebenso erstaunlich war der Blick in den über 30 Meter tiefen Brunnen im Brunnenhaus auf dem Hof.
▪ Führung durch das Brauhaus | ▪ Schroterie mit ca. 100 jähriger Schrottmaschine | ▪ im Brunnenhaus |
Die Brauerei wurde 1885 durch Emil Schwalbe, einem Chemnitzer Maschinenfabrikanten, gegründet. Bis auf einige Jahrzehnte zu DDR-Zeiten war sie immer in Privathand. Nach der Rückübertragung 1990 wurden über 20 Millionen Euro zur Modernisierung investiert. Heute ist sie die größte konzernunabhängige Privatbrauerei in den neuen Bundesländern.
Ca. 70 Millionen Flaschen werden pro Jahr produziert und machen "Einsiedler" zu einem weithin bekannten und sehr beliebten Bier.
www.einsiedler.de
Im „Alten Sudhaus“ durfte nun endlich, in gemütlicher Runde, auch einmal probiert werden. Landbier, helles Bock, Pilsner oder Zwickelbier sogar Fassbrause – eine wunderbare Erfrischung und Geschmack pur. Das schöne Trinkglas durfte jeder sogar als Erinnerungsstück mitnehmen. Ob Einsiedler Bier oder eine Führung durchs Brauhaus – beides ist nur zu empfehlen !
Gleich nebenan in der Fleischerei Vogler erwartete uns schon ein deftiges und sehr leckeres Mittagessen.
▪ Eingang zum Sudhaus | ▪ Bierverkostung | ▪ Mittagessen |
Um unser nächstes Ziel, die Einsiedler Kirche, zu erreichen, führte uns Herr Rost ein kleines Stück durch seinen gepflegten, schönen Heimatort – eben eine „Perle“. Historisches aber auch die ein oder andere Anekdote am Wegesrand gab es zu hören.
Einsiedel wurde 1254 gegründet und war Stammsitz der sächsischen Adelsfamilie, derer von Einsiedel. Besonders im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts erlebte der Ort mit der Industrialisierung einen großen Aufschwung, es gab Spinnmühlen, Strumpfindustrie und Wattefabriken. 1875 erfolgte der Bau der Eisenbahnstrecke Chemnitz – Aue. Bekannt ist der Ort auch für seine von 1891-1894 erbaute Talsperre zur Chemnitzer Trinkwasserversorgung. Unterirdisch verlaufen unter unserem Heimatort Zuleitungstunnel von den Talsperren Seidenbach und Neunzehnhainer. Am Wallweg erinnern unter anderem Reste des Pulverhäuschens an diese Bautätigkeit.
Am 5. März 1945 wurde Einsiedel im Zuge des Großangriffes auf Chemnitz durch Bombenhagel zu 93 % zerstört und gehörte zu den am stärksten zerstörten Orten in ganz Sachsen. Mit Aufopferung und viel Arbeit haben die Einsiedler ihre „Perle" wieder zu einem Schmuckstück aufgebaut. 1997 wurde Einsiedel nach Chemnitz eingemeindet.
Als wir die Kirche betraten, hieß es erst einmal durchatmen! Während sich von außen noch die ursprüngliche, alte Kirchenansicht bietet, findet sich im Inneren ein recht sparsam ausgestalteter, moderner Kirchenraum. Ein kaum zu beschreibender Gegensatz.
Besonders auffällig ist das 9 Meter hohe, moderne Altarbild, welches 1965 vom Kunstmaler Werner Juza geschaffen wurde. Neben dem Glauben als Thema wurden darin auch der Krieg und die Zerstörung von Kirche und Ort verarbeitet.
▪ Das moderne Altarbild von Werner Juza | ▪ Teile des Altkruzifixes, einziges Inventar aus der Zeit vor ihrer Zerstörung | ▪ Modell der Kirche vor der Zersörung 1945 |
Frau Franke von der Kirchgemeinde war so freundlich, uns die bewegende Geschichte der Kirche näher zu bringen. Über den alten Kirchhof mit teils imposanten, historischen Grabmälern gelangten wir zurück in den Ortskern.
Im „Cafe am Plan" frönte man nun bei Kaffee, Eisbechern und Torte den Gaumenfreuden, um dann bei guten Gesprächen den Rückweg entlang der Zwönitz nach Dittersdorf anzutreten. Nach der Rückfahrt klang gegen 16.30 Uhr im heimischen Tirol unsere Frühjahrswanderung, welche wir mit allen Sinnen genießen konnten, aus.
Ein großes Dankeschön möchten wir neben unseren teilnehmenden Wanderfreunden an Frau Christine Wünschmann richten, welche den Ausflug gut organisierte.
Ebenso danken wir für die sehr freundliche und sachkompetente Begleitung im Besonderen Herrn Rost sowie Herrn Hertel für die Brauhausführung und Frau Franke für die Kirchenführung.
Zuarbeit von Text und Fotos: Enrico Münzner 1. Vorsitzender
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